…das bei uns unter dem Namen Curry operiert, ist in Indien unbekannt.“ [1] So fein beschreibt Ilija Trojanow in seiner „Gebrauchsanweisung für Indien“ eine Erkenntnis, die in interkulturellen Teams an der Tagesordnung scheint: Wie groß auch immer unsere Sympathie für die andere Kultur sein mag – Missverständnisse basieren oft auf den erstaunlichsten Zusammenhängen!
Deshalb widmet sich dieser sommerliche Newsletter dem, sagen wir einmal, einfacheren und produktiven Miteinander. Die Regeln der TZI taugen natürlich auch für den Familienfrieden. Tatsächlich dienen sie der ganz selbstverständlichen und damit wirklich leichten Führung von Gruppen im Unternehmen.
Wie sieht dieses Miteinander postheroisch gedacht aus? Dazu eine Tabelle, die sowohl als Coaching-Instrument nutzbar ist als auch zur Selbsteinschätzung. Machen Sie es wie Jürgen Kluge von McKinsey bei einem Vortrag zum postheroischen Management: Kreuzen Sie an, wo Sie und wo Ihr Unternehmen steht. Gefällt Ihnen die entstandene Kurve? Auf jeden Fall wissen Sie jetzt, wo noch Potenzial liegt.
Wenn Sie dieses Potenzial heben wollen, ist ein Blick auf unsere Neue Akademie Sinn stiftend: Hier finden Sie zumindest zwei Veranstaltungen, die neue Perspektiven bergen. Eine dritte stellen wir hier vor: die Akkreditierung macht außerdem Coaches und evolutionen miteinander bekannt.
Wie auch immer Sie sich in den nächsten Wochen anregen oder auch entspannen: Ich wünsche Ihnen dabei das Beste – tun Sie sich Gutes!
B L I C K A U F D A S I N D I V I D U U M |
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Heroisch | Postheroisch | |||
Verständnis von Persönlichkeit | Überzeugende Identität, besondere Rolle | Ausgeprägte Individualität, beschreibbar und bekannt | ||
Persönlichkeit erscheint als | Statisch | Dynamisch | ||
Darstellung der eigenen Persönlichkeit | Überhöhung, Inszenierung | Gelebte, alltägliche Integrität | ||
Regulativ des eigenen Handelns und Beurteilens | Die eigenen Prinzipien | Die persönliche Haltung | ||
Work-Life-Balance | Arbeit ist Leben, Leistungsethik |
Arbeitet viel und gern, gestaltet sich deshalb ein gutes Umfeld im Beruf |
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Blick auf Menschen | Kritisch, skeptisch, bewertend | Genau hinschauen, wertschätzend | ||
Blick auf andere | Projektion, Trennung | Projektion als Konzept nutzen: Geschäftliche Prozesse entsprechen persönlichen Prozessen | ||
Umgang mit Gegengeschlecht | Überhöhung oder Verniedlichung | Partnerschaftlich bei Andersartigkeit | ||
Haltung |
Unbeugsam
Eindeutig Auf Stabilität und Sicherheit orientiert Rationalität und Kausalität als die Achsen des Guten Unkontrollierbarkeit = Irrationalität |
Systemisch
Ambivalenz ist möglich Verständnismöglichkeiten suchend, die vorwärts bringen Die eigene emotionale Information zur Resonanz nutzen Widersprüche, Paradoxien lassen sich fruchtbar machen Lose Kopplung von Rationalität und Unbestimmtheit |
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U M G A N G M I T D E R G R U P P E , D E M T E A M |
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Heroisch | Postheroisch | |||
Machtverteilung | Klare Hierarchie |
Heterarchie, wo möglich (Menschen müssen Zugang zu ihrem Potenzial haben) – auch innerhalb von hierarchischen Strukturen
Hierarchie, wo nötig (Menschen, die besser mit klaren Strukturen zurechtkommen) |
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Umgang mit eigenem Geschlecht | Wettbewerb | Win-win | ||
Urteile über sich und andere |
Klare Kategorien, klare Meinung
Kausal (auf Ursachen orientiert) |
Beweglich im Urteil, aber verbindlich
Final (auf Lösungen orientiert) |
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Konzept von Entwicklung | Verstärkung, Stabilisierung | Reife | ||
B L I C K A U F D E N I N H A L T |
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Heroisch | Postheroisch | |||
Erkenntnisgewinn | Beobachtungen 1. Ordnung | Beobachtungen 2. Ordnung | ||
Stellung beziehen | Verlautbarung | Als kommunikative Form von Führung | ||
Lösungen finden | Über Beantwortung der Frage: Was ist gewünscht? |
Über Analyse des Problems – im Problem selbst findet sich die Lösung
Durch Änderung von Haltung, Denken oder Fokus |
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Darstellungskompetenz | Jede Leistung ist ein außergewöhnlicher Erfolg, jeder Erfolg die eigene Leistung | Die Leistung der Mitarbeiter in den Vordergrund stellen, selbst gut sichtbar bleiben | ||
Ziel |
Auftrag des Unternehmens erfüllen
Ziele sind definiert |
Ungewissheit absorbieren
Ziele werden ständig gesucht und gefunden |
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Umgang mit Ungewissheit |
Unter den Teppich kehren
Abschluss von Prozessen: mit Genauigkeit |
Lernen von anderen
Kommunikation von Prozessen: sehr genau, unter Offenlegung dessen, was ungewiss oder unbestimmt ist |
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Entscheidungen |
Durch Bewerten
Gegenpole, schwarz und weiß |
Durch Beurteilen
Optionen, Möglichkeiten – sicherstellen, dass es nicht nur eine Wahl gibt |
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Kernkompetenzen |
Beharrlich sein können
Nüchtern, sachlich, risikobereit Vernünftig Macchiavelli, Umgang mit Macht und Machterhalt |
Sich irritieren lassen können
Enthusiast Synchronizistisches Denken Sprinter mit Ausdauer |
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Herangehensweise an Probleme |
Think big
Keep it simple Ursachen-Suche plus Problembehebung Schuldzuweisung Hart am Problem arbeiten! Probleme fixieren, eingrenzen, lösen Sachverhalte werden separiert und isoliert betrachtet |
Verrückt, z.B. “Be complicated!”
Möglichst viele Lösungen finden Verantwortung übernehmen Andere beim Lösen von Problemen beobachten Leichtigkeit; Probleme aus den Augenwinkeln betrachten, Perspektivenwechsel anstreben Sachverhalte werden verknüpft (Netze bilden) |
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Kommunikation |
Objektiv Richtiges sagen
Einmal reicht Ich bin verantwortlich dafür, was andere verstehen |
Anschaulich sein: Worten Bilder mitgeben (für ihren Inhalt); Bildern Worte mitgeben (für deren Gehalt)
Anschaulich ist die Unterscheidung, der angesehen werden kann, wer sie trifft Man kann nicht nicht kommunizieren Ich bin voll verantwortlich für das, was ich sage. Und ich bin in keiner Weise verantwortlich für das, was du verstehst. |
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Offenheit |
Gefährlich, grenzt an Dummheit
Seid Bienen! Kultur des sich selbst immer wieder Bestätigens Quantitativer Leistungsgedanke |
Beinhaltet immer schon den nächsten, einer Verbesserung dienenden Schritt
Macht es möglich, gute Dinge anzunehmen Seid Bienen wie die Fliegen&hellip – Ausbeutung von Chancen und Zufällen (beobachtbar) Kultur des Zweifelns Qualitative Alternativen |
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Hypothesenbildung |
Innere Eigenschaften
Verursacherprinzip Vergangenheitsorientierung Zeitstabilität Defizitorientierung oder Idealisierung Innenperspektive, ohne Zusammenhang Konventionalität |
Interpersonalität
Funktionalität Zukunftsorientierung Zeitvariabilität Ressourcenorientierung oder Reality Check Gesamtkontext, Hintergrund Unkonventionalität |